Mittwoch, 13. Oktober 2010
Redecilla - Atapuerca - Burgos
judie, 17:28h
Irgendwie war mein letzter Beitrag nicht auf der Hauptseite erschienen, jetzt ist er es aber!
Leider gibt es hier nicht so viele Herbergen mit Internet. Ich bin jetzt in der Herberge in Burgos und hole die letzten Tage jetzt mal berichtsmaessig nach.
Vorweg: Ich habe die Erfahrung machen muessen, dass das, was uns nicht umhaut, nur noch haerter macht!!!?
Von der schoenen Doppelzimmerherberge in Azofra aus bin ich dann morgens um 8.00 Uhr wieder los, nach 15 km bin ich durch Santo Domingo de la Calzada gekommen. Hier gab es, so sagt eine Legende, einmal ein "Huehnerwunder", wo zwei gebratene Huehner wieder vom Teller aufstanden und wegflogen. Als Symbol werden in der Kirche stets zwei Huehner gehalten, die allerdings woechentlich ausgetauscht werden. Ich habe mir die Kirche angesehen. War das ein Gekraehe in dieser Kirche! Die Huehner werden bei den Messen bestimmt auch immer so dazwischenkraehen.
Ich wollte dann eigentlich nur noch 7 km weiter und in Granon in einer Herberge in der Kirche uebernachten. Die wurde sooo angepriesen, weil sie so urig sei, es wird gemeinsam gekocht usw. Als ich dort ankam, sah ich mir die Herberge an: Man sollte dort auf superduennen Gymnastikmatratzen auf dem Boden schlafen (mir wurde hinterher auch berichtet, dass dort auf dem Fussboden allerlei Getier herumkroch!!!). Ich bin natuerlich postwendend wieder umgekehrt und lieber noch 4 km weiter nach Redecilla gelaufen und habe dort in einer netten Herberge uebernachtet.
Als ich dann am Morgen wieder meine Wanderung beginnen wollte und durch die Tuer nach draussen trat, sah ich schon die Bescherung: Es regnete in Stroemen.
Na gut: Regenhose und Regencape uebergezogen und los! Es gibt ja kein schlechtes Wetter - nur schlechte Kleidung!
Nachdem ich mir nach erst 3 Stunden Wanderung im Regen noch keine Herberge nehmen wollte (was mein Fehler war), latschte ich weiter, durch Doerfer, in denen ich nicht tot ueber dem Zaun haengen moechte. Stellenweise musste ich durch 10 cm dicken Schlamm gehen. Irgendwann spuerte ich eine unangenehme Naesse auf dem Koerper. Und was war? Mein Regencape war ein "Regendurchlasscape". Ich war durchnaesst bis auf die Haut und fror wie ein Schneider! Irgendwann nach 6 Stunden kam ich in ein Dorf, so 35 km vor Burgos, und da stand eine Bushaltestelle in der Gegend herum. Da sass schon ein Michael aus Berlin und wartete auf den Bus nach Burgos. Er wollte sich dieses Sch....wetter nicht antun! Ich war so verzweifelt, dass ich kurzerhand mit ihm in den Bus stieg. Nach 30 Minuten war ich in Burgos - nahm mir ein Hotel und versuchte meine Kleidung zu trocknen. Als ich wieder warm war, kam mir zu Bewusstsein, was für einen Fehler ich da gemacht habe und dass ich nun ja noch 2 volle Tage in Burgos habe. Und zwei Tage in einer Stadt herumhaengen - das wollte ich auf gar keinen Fall!!!!
Am naechsten Tag stieg ich dann kurzerhand ausgeruht und getrocknet in den Bus und fuhr wieder zurueck, wo ich hergekommen bin! Ich hatte dann noch zwei schoene Wandertage durch eine tolle Gegend und bin dann bei trockenem Wetter heute zu Fuss in Burgos angekommen.
Das war v i e l schoener, als zwei Tage in Burgos herumzugammeln! Ich war in der letzten Nacht in Atapuerca einer ganz tollen Herberge. Wir haben selber gekocht und dort war auch ein Franzose, der seine Gitarre auf dem Weg mitschleppt und wunderschoen singen und spielen konnte.
Atapuerca ist ein Unesco-Dorf, weil dort in den Hoehlen Gebeine von Menschen vor 800.000 Jahren(!) gefunden wurden. Es war sehr interessant, sich das Informationszentrum dort anzusehen.
So, nun bin ich also in Burgos und meine Wanderung ist beendet. Ich habe zum Abschluss hier in der Herberge fast alle meine Weggefaehrten wiedergefunden und freue mich sehr darueber. Heute abend werden wir alle noch zusammensitzen. Auch meine Irene aus Kassel habe ich hier wiedergetroffen, worueber ich besonders gluecklich bin.
Jetzt, wo mein Camino beendet ist, schleicht sich doch ein wenig Wehmut ein. Man hat sich gerade so richtig eingelaufen und dann muss man wieder aufhoeren. Ich habe auch in diesem Jahr wieder viele tolle Erlebnisse gehabt und vor allem so viele Menschen aus so vielen Laendern kennengelernt.
Ich bin sehr dankbar, dass ich das alles wieder erleben durfte.
Der Weg ist in der ganzen Welt bekannt, die Menschen kommen aus Korea, Amerika, Kanada, Venezuela, Brasilien, Australien, Japan usw., nur um die Faszination dieses Weges kennenzulernen.
Ich habe alle Wetterfacetten des Camino erlebt, mit Sonne, Wind und natuerlich auch dem stundenlangen Regen vor drei Tagen.
Und ich habe festgestellt, dass ich einfach gluecklich bin, wenn ich meine Wanderschuhe anziehen und loslaufen kann! Und das stundenlang und jeden Tag wieder auf Neue.
Ich finde aber auch, dass sich jetzt so langsam der Winter ankuendigt. Es ist in den letzten Tagen empfindlich kuehl geworden und man benoetigt doch etwas waermere Kleidung.
Und morgen frueh steige ich in den Bus nach Bilbao und uebermorgen geht mein Flieger zurueck nach Hause. Und auf meine Lieben zu Hause freue ich mich auch ganz doll! Und ich freue mich auch schon auf eine schoene Scheibe Vollkornbrot, auf Fleischsalat und einen sauren Hering!
Ein letztes
Buen Camino
von Elke
Leider gibt es hier nicht so viele Herbergen mit Internet. Ich bin jetzt in der Herberge in Burgos und hole die letzten Tage jetzt mal berichtsmaessig nach.
Vorweg: Ich habe die Erfahrung machen muessen, dass das, was uns nicht umhaut, nur noch haerter macht!!!?
Von der schoenen Doppelzimmerherberge in Azofra aus bin ich dann morgens um 8.00 Uhr wieder los, nach 15 km bin ich durch Santo Domingo de la Calzada gekommen. Hier gab es, so sagt eine Legende, einmal ein "Huehnerwunder", wo zwei gebratene Huehner wieder vom Teller aufstanden und wegflogen. Als Symbol werden in der Kirche stets zwei Huehner gehalten, die allerdings woechentlich ausgetauscht werden. Ich habe mir die Kirche angesehen. War das ein Gekraehe in dieser Kirche! Die Huehner werden bei den Messen bestimmt auch immer so dazwischenkraehen.
Ich wollte dann eigentlich nur noch 7 km weiter und in Granon in einer Herberge in der Kirche uebernachten. Die wurde sooo angepriesen, weil sie so urig sei, es wird gemeinsam gekocht usw. Als ich dort ankam, sah ich mir die Herberge an: Man sollte dort auf superduennen Gymnastikmatratzen auf dem Boden schlafen (mir wurde hinterher auch berichtet, dass dort auf dem Fussboden allerlei Getier herumkroch!!!). Ich bin natuerlich postwendend wieder umgekehrt und lieber noch 4 km weiter nach Redecilla gelaufen und habe dort in einer netten Herberge uebernachtet.
Als ich dann am Morgen wieder meine Wanderung beginnen wollte und durch die Tuer nach draussen trat, sah ich schon die Bescherung: Es regnete in Stroemen.
Na gut: Regenhose und Regencape uebergezogen und los! Es gibt ja kein schlechtes Wetter - nur schlechte Kleidung!
Nachdem ich mir nach erst 3 Stunden Wanderung im Regen noch keine Herberge nehmen wollte (was mein Fehler war), latschte ich weiter, durch Doerfer, in denen ich nicht tot ueber dem Zaun haengen moechte. Stellenweise musste ich durch 10 cm dicken Schlamm gehen. Irgendwann spuerte ich eine unangenehme Naesse auf dem Koerper. Und was war? Mein Regencape war ein "Regendurchlasscape". Ich war durchnaesst bis auf die Haut und fror wie ein Schneider! Irgendwann nach 6 Stunden kam ich in ein Dorf, so 35 km vor Burgos, und da stand eine Bushaltestelle in der Gegend herum. Da sass schon ein Michael aus Berlin und wartete auf den Bus nach Burgos. Er wollte sich dieses Sch....wetter nicht antun! Ich war so verzweifelt, dass ich kurzerhand mit ihm in den Bus stieg. Nach 30 Minuten war ich in Burgos - nahm mir ein Hotel und versuchte meine Kleidung zu trocknen. Als ich wieder warm war, kam mir zu Bewusstsein, was für einen Fehler ich da gemacht habe und dass ich nun ja noch 2 volle Tage in Burgos habe. Und zwei Tage in einer Stadt herumhaengen - das wollte ich auf gar keinen Fall!!!!
Am naechsten Tag stieg ich dann kurzerhand ausgeruht und getrocknet in den Bus und fuhr wieder zurueck, wo ich hergekommen bin! Ich hatte dann noch zwei schoene Wandertage durch eine tolle Gegend und bin dann bei trockenem Wetter heute zu Fuss in Burgos angekommen.
Das war v i e l schoener, als zwei Tage in Burgos herumzugammeln! Ich war in der letzten Nacht in Atapuerca einer ganz tollen Herberge. Wir haben selber gekocht und dort war auch ein Franzose, der seine Gitarre auf dem Weg mitschleppt und wunderschoen singen und spielen konnte.
Atapuerca ist ein Unesco-Dorf, weil dort in den Hoehlen Gebeine von Menschen vor 800.000 Jahren(!) gefunden wurden. Es war sehr interessant, sich das Informationszentrum dort anzusehen.
So, nun bin ich also in Burgos und meine Wanderung ist beendet. Ich habe zum Abschluss hier in der Herberge fast alle meine Weggefaehrten wiedergefunden und freue mich sehr darueber. Heute abend werden wir alle noch zusammensitzen. Auch meine Irene aus Kassel habe ich hier wiedergetroffen, worueber ich besonders gluecklich bin.
Jetzt, wo mein Camino beendet ist, schleicht sich doch ein wenig Wehmut ein. Man hat sich gerade so richtig eingelaufen und dann muss man wieder aufhoeren. Ich habe auch in diesem Jahr wieder viele tolle Erlebnisse gehabt und vor allem so viele Menschen aus so vielen Laendern kennengelernt.
Ich bin sehr dankbar, dass ich das alles wieder erleben durfte.
Der Weg ist in der ganzen Welt bekannt, die Menschen kommen aus Korea, Amerika, Kanada, Venezuela, Brasilien, Australien, Japan usw., nur um die Faszination dieses Weges kennenzulernen.
Ich habe alle Wetterfacetten des Camino erlebt, mit Sonne, Wind und natuerlich auch dem stundenlangen Regen vor drei Tagen.
Und ich habe festgestellt, dass ich einfach gluecklich bin, wenn ich meine Wanderschuhe anziehen und loslaufen kann! Und das stundenlang und jeden Tag wieder auf Neue.
Ich finde aber auch, dass sich jetzt so langsam der Winter ankuendigt. Es ist in den letzten Tagen empfindlich kuehl geworden und man benoetigt doch etwas waermere Kleidung.
Und morgen frueh steige ich in den Bus nach Bilbao und uebermorgen geht mein Flieger zurueck nach Hause. Und auf meine Lieben zu Hause freue ich mich auch ganz doll! Und ich freue mich auch schon auf eine schoene Scheibe Vollkornbrot, auf Fleischsalat und einen sauren Hering!
Ein letztes
Buen Camino
von Elke
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